Allgemein, Eindrücke der Teilnehmerinnen, Erfolge

„Frauen können genauso gut Mathe und Technik wie Männer!“ Erfolgsstory mit Haya Al M.

Unsere Teilnehmerin Haya Al M. wurde beim FiT-Programm des AMS aufgenommen. Warum sie Maschinenbautechnikerin werden will und mehr Männer im Kindergarten sehen möchte, erzählt sie uns im #futurefactory-Erfolgsinterview.

Was ist dein nächstes Berufsziel?

Ich werde beim FiT (Frauen in Handwerk und Technik)-Programm eine Ausbildung für den Bereich Maschinenbautechnik beginnen.

Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Vorher habe ich viel gearbeitet, zum Beispiel im Büro und auch im Hotel beim Empfang, neben der Berufstätigkeit habe ich auch die Matura absolviert. Um bessere Jobchancen zu bekommen, habe ich zusätzlich eine 3-monatige Ausbildung in der Personalverrechnung gemacht. Danach konnte ich wegen gesundheitlicher Probleme nach einer Operation für ein paar Monate nicht arbeiten.

Nach dieser Zeit wollte ich etwas lernen und eine vollwertige Ausbildung machen. Es stellte sich dann die Frage, ob ich mich für die Lehre als Pflegeassistenz oder als Pharmazeutisch-Kaufmännische Assistentin (PKA) entscheide, denn die Freundinnen meiner Mutter arbeiten in diesem Bereich.

Aber dann habe ich bemerkt – ich will nicht wie alle anderen sein, dafür habe ich nicht einen ganzen Kontinent durchquert. In meinem Heimatland haben Frauen sehr wenig Chancen auf einem Job im Bereich Elektrotechnik oder Maschinenbau.

Wie läuft das ab mit dem FiT-Programm?

Da gibt es einen Info-Tag, hier kriegt frau noch mehr Informationen zu Ausbildungen und möglichen Jobs. Danach gibt es 5 Wochen lang eine Einführungsphase, wo die Teilnehmer:innen sehen welche Jobbereiche es gibt und sich für einen technisch-handwerklichen Beruf entscheiden.

Dann gibt es 6 bis 12 Wochen lang die Vorqualifizierung, in der Zeit lernen wir intensiv Mathe, Deutsch, Englisch, Physik, um die Aufnahmeprüfung für die eigentliche Ausbildung zu bestehen.

Was interessiert dich am meisten am Beruf Elektromaschinenbau?

Bei Maschinenbautechnik programmiert und entwirft frau die elektrischen Geräte und dann baut sie diese zusammen. Sie plant und zeichnet am Computer, dann geht sie in die Werkstatt und baut die Maschinen um – frau arbeitet mit der Hand und am PC, diese Kombination gefällt mir. Das hat mich voll interessiert.

Noch ein Beweggrund diesen Schritt zu gehen – bei uns in der Gesellschaft heißt es die Frauen sollen nicht mit Männern arbeiten. Ich dachte mir ich bin nicht so eine Frau – ich darf mit männlichen Kollegen arbeiten, Männer beißen uns nicht. Ich arbeite mit allen Geschlechtern – wir Frauen können genauso gut Mathe und Technik wie Männer. Wir schaffen das.

Wie hat deine Familie auf deinen Berufswunsch reagiert? Du hast ja erzählt deine Mutter hat dir die Ausbildung als Pharmazeutisch-Kaufmännische Assistentin empfohlen.

Am Anfang war sie etwas enttäuscht, sie wusste nicht was frau als Maschinenbautechnikerin machen kann. Dann habe ich ihr das erklärt, denn sie kannte den Job nicht und der Beruf gefällt ihr jetzt sehr.

Und ich habe sie auch gefragt, warum wir Frauen immer nur Jobs im Gesundheits- oder Erziehungsbereich ausüben sollen. Nicht nur wir Frauen sollten Erzieherinnen sein und den Kindern was beibringen. Vielleicht können Männer das besser als wir. Frauen haben immer die Verantwortung für die Kinder, aber wir können uns dann nicht weiterbilden.

Was würdest du jungen Frauen raten, die Angst davor haben eine Ausbildung als Elektrotechnikerin zu beginnen, weil viel mehr Männer in dem Beruf arbeiten.

Erstens bin ich nicht hierhergekommen, um zuhause zu sitzen, denn in meinem Heimatland können viele Frauen nicht ihr eigenes Geld verdienen und müssen sich zuhause um ihre Kinder kümmern. Wenn sie aber keinen Selbstwert haben, dann werden sich auch ihren Kindern kein Selbstvertrauen vermitteln können. So habe ich das von meiner Mutter gelernt, die auch eine sehr starke und selbstständige Frau ist.

Wie hat dir die  #futurefactory  bei deinem Ausbildungsziel geholfen?

Zuerst hatte ich Angst vor technischen Geräten, weil ich dachte das ist was mit Metall oder heißen Sachen. Dann war ich in der technischen Werkstatt und ein Job in diesem Bereich hat mich immer mehr interessiert. Ich dachte mir davor, dass eine Frau, die in der Technik arbeitet, immer stark sein muss, mit viel Muskelkraft.

Aber dann habe ich unsere Trainerin Frau F. in der technischen Werkstatt gesehen – eine ganz feminine Frau – und dass frau nicht schmutzige Hände in der Werkstatt bekommt. Jede Frau kann mit technischen Geräten und Werkzeugen arbeiten.

Welchen Ratschlag hast du für junge, arbeitssuchende Frauen?

Niemals Nein sagen, sich selbst Informationen rausholen, immer nachfragen, dann kommt die Entscheidung. Wenn ein Berufsweg für lange Zeit nicht passt, dann einfach nach anderen Möglichkeiten schauen. Das Leben ist nicht nur ein Job als Zahnarzt- oder Kindergarten-Assistentin.

Was hat dir am meisten an der  #futurefactory  gefallen?

Hier gibt es keinen Druck. Ich habe mich hier erholt, weil ich habe vor kurzem etwas Schlimmes erlebt. Zweitens lernen wir hier wirklich etwas – Mathe, Deutsch, Englisch, denn die Auffrischung vom Mittelschulwissen braucht frau für jeden Job. Und es ist toll, jeden Tag hierher zu kommen, denn das bringt mir Struktur und stärkt mein Selbstwertgefühl. Zuhause zu sitzen bringt eine Frau nicht weiter.

G.A