Das BPI ist eine Bildungseinrichtung an sechs verschiedenen Standorten in Wien und Niederösterreich, bei der alle Teilnehmer*innen unabhängig ihrer Herkunft, Geschlecht, Alter oder Religion eine berufsbezogene Aus- oder Weiterbildung absolvieren können. Teilnehmerinnen der #futurefactory konnten bei einer Exkursion die Werkstätten in der Längenfeldgasse im 12. Bezirk besuchen und sich dort in Berufen für die Metalltechnik, Glas, Elektrotechnik und Bauspenglerei ausprobieren.
Zu Beginn gab es leichte Skepsis und Berührungsängste bei den Teilnehmerinnen. Die typischen weiblichen Berufsrollenmodelle gibt es immer noch, auch wenn es viele Bemühungen gibt diese aufzubrechen. Aber als Frau in einem handwerklichen Beruf zu arbeiten, ist immer noch nicht als etwas Alltägliches in unseren Köpfen angekommen.
Bei unserer Exkursion haben wir an vier unterschiedlichen Arbeitsstationen mit Metall, Glas, Elektrotechnik und Blech für die Spenglerei gearbeitet.
Metalltechnik: In diesem Beruf geht es um die Be- und Verarbeitung von Metallen (meist Stähle oder Aluminium) für Bauteile (Maschinenteile, Fahrzeugteile, Fenster, usw…) oder die Konstruktion bzw. den Bau von Maschinen bis hin zur Herstellung von Werkzeugen. Die Techniken die man dafür benötigt sind vor allem feilen, schweißen, löten, biegen oder maschinelles zerspanen.
Bei unserem Besuch haben wir das „anreißen“ an einer Metallplatte geübt. „Anreißen“ heißt, dass man auf einem Werkstück Bohrpunkte oder Maßlinien anbringt. In unserem Fall haben wir durch Einritzen Maßlinien angebracht, die zu einem Raster wurden.
In dieses Raster haben wir dann Buchstaben eingehämmert, das nennt man „Prägung“.
Zum Schluss haben wir versucht gerade an den Linien des Rasters das Metall zu sägen. Und es war gar nicht so einfach, dass man trotz einer geraden Linie auch gerade sägt! 😉
Glas:
Glas kann die unterschiedlichsten Formen und Aufgaben haben: als Behälter bzw. Gebrauchsglas in Form z.B. von Flaschen, Gläsern, Schüsseln usw… oder als Flachglas z.B. als Fensterscheibe oder Spezialglas z.B. für Fassaden. Egal welche Form Glas auch hat es besteht grundsätzlich immer aus diesen drei Komponenten Quarzsand, Kalk und Soda und schmilzt bei mehr als 1.200 Grad Celsius.
In der Werkstatt des BPI haben wir uns im Glasschneiden versucht und bemerkt wie leicht Glas als Werkstoff zu schneiden ist und wie schön es an der Schneidekante bricht, aber wie schwierig es ist vor allem geschwungene oder gebogene Schneidekanten mit einer Vorlage richtig zu platzieren.
Unser fertiges Werkstück: eine selbst geschnittene Glasblume auf ein Flachglas geklebt.
Elektrotechnik:
Das Feld der Elektrotechnik ist riesig, denn fast alle Dinge des Lebens haben mit Strom zu tun. Ob nun Stromleitungen oder Steckdosen, alle möglichen Elektrogeräte, oder auch Transport (Autos, Busse, Flugzeuge, usw…). Als Elektrotechniker_in hat man die Qual der Wahl in welchen Arbeitsbereich man sich nach einer Ausbildung begeben möchte…
Im BPI haben wir die Grunsätze der Elektrotechnik kennengelernt, z.B. wie ein FI-Schutzschalter funktioniert und eigentlich zum Schutz der Menschen da ist oder wie ein Stromkreis funktioniert und warum man sich elektrisiert, wenn man in einen Stromkreis kommt und warum man besser nicht selber Lampen montiert, sondern es lieber von der Fachfrau machen lässt.
Außerdem haben wir uns Leitungsschaltungen angeschaut und mit einem Spannungsmessgerät kontrolliert wann Schaltkreise geschlossen oder offen sind.
Bauspenglerei:
Bauspengler*innen arbeiten mit Blech bzw. Blechteilen. Entweder auf Dächern, für Verkleidungen, Dachrinnen oder auch Lüftungsrohre. In der Werkstatt des BPI haben wir uns einen Stifthalter aus Blechteilen gemacht.
Zuerst haben wir die Form der Teile auf das Blech geritzt und mit der Blechschere ausgeschnitten. Das ging leichter als gedacht aber man braucht schon die richtige Technik, dass es dann auch echt gut wird…
Nach dem Ausschneiden haben wir das Metall an der sogenannten „Sickenmaschine“ bearbeitet und eine rinnenförmige Vertiefung gemacht.
Jetzt gings ans Klopfen und Metall „treiben“ damit die Ränder unserer Formen wie Blätter aussehen….
Beim zusammenlöten der Teile zu einem Werkstück musste zuerst ein Flussmittel aufgetragen werden, damit sich die beiden Metalle Blech und Zinn besser verbinden und dann wurde von einem Zinnstab mit dem heißen Lötkolben etwas abgenommen und auf die Blechtnaht gestrichen. Dass man hier eine saubere Naht bekommt ist gar nicht so einfach, außerdem war da der Respekt vor der Hitze…
Am Schluss war unser Werkstück (ein Stifthalter in Form von zwei Blättern) fertig!
Das Fazit: Nach anfänglicher Zurückhaltung haben unsere Teilnehmerinnen der #futurefactory kräftig mit angepackt und tolle Werkstücke erstellt. Die praktische Erfahrung in einem handwerklichen Beruf hat gezeigt, dass hier am besten Vorurteile abgebaut werden können. Denn was sie alle bemerkt haben: es macht richtig Spaß handwerklich zu arbeiten! Dieses Erfolgserlebnis bestärkt uns, unseren Teilnehmerinnen die Welt der Technik weiter näher zu bringen und sie zu motivieren diesen beruflichen Weg einzuschlagen.
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